Vierter deutsch/ruandischer Jugendaustausch in Butare
( 6. 07. - 26. 07. 2013)
Nach intensivem Arbeiten in einigen Vorbereitungstreffen gut vorbereitet auf die Ver-hältnisse in unserer Partnerdiözese Butare starteten die TeilnehmerInnen an dem Jugendtreffen in den frühen Morgenstunden des 6. Juli mit der Regionalbahn nach Frankfurt. Doch schon bald stellte sich heraus, dass der Beginn unseres afrikanischen Abenteuers nicht unter einem guten Stern stand. Wegen eines Defektes an unserem Flugzeug konnten wir erst mit zweistündiger Verspätung starten.
Eine nächtliche Notlandung und ein zweitägiger Zwangsaufenthalt in Karthoum/Sudan waren dann der Grund, dass wir erst mit deutlicher Verspätung in den frühen Morgen-stunden des 9. 07. Butare im Herzen Afrikas erreichten.
Die überaus herzliche Begüßung und Aufnahme durch die Gastgeber ließen die Aufregungen und Strapazen der dramatisch verlaufenen Anreise schnell in Verges-senheit geraten. Nach einer kurzen Ruhephase konnten wir mit unserem umfangreichen und anspruchsvollen Programm für das knapp dreiwöchige Jugendtreffen beginnen. Thematische Schwerpunkte des Programmes, das von der Jugenreferentin unsere Kirchenkreises, Frau Ulrike Zuda-Tietjen, und Pastor Lambert Kalisa aus Butare erar-beitet worden war, waren neben der Geschichte und Kultur Ruandas die Beschäftigung mit Genderfragen sowie mit der Frage nach dem Umgang der Ruander mit sozial benachteiligten Gruppen wie Waisen und behinderten Menschen. Sehr zu unserem Erstaunen stellten wir bald fest, dass in dieser patriarchalisch geprägten Gesellschaft die Gleichstellung der Geschlechter verwurzelt ist; so sind Frauen in dem Palament des Landes im internationalen Vergleich überdurchschnittlich vertreten und das Wahlrecht garantiert ihnen - ebenso sie auch Behinderten - eine gesetzlich vorgeschriebene Anzahl von Sitzen. In dem Entwurf der ruandischen Regierung für die Weiterentwicklung des Landes "vision 2020" ist vorgesehen, dass Menschen mit Behinderungen - soweit dies möglich ist - in Regelschulen inkludiert werden. Daneben wird in den Bau von "Sonder-schulen" investiert, um eine individuelle Förderung sicher zu stellen. Wir konnten in der Universitätsstadt Butare einige Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen besich-tigen. Diese werden vornehmlich von den Kirchen und von engagierten Privatleuten betrieben. So sind beispielsweise in einer Schule der kath. Kirche mit ca. 500 SchülerInnen etwa 200 Jugendliche mit Behinderungen integriert. In einer privaten Einrichtung für Waisen mit schwersten Behinderungen werden diese von wenigen Pflegerinnen betreut und versorgt.
Ein Waisenprojekt in der Diözese Butare, das wir besuchten, ermöglicht es derzeit 12 Genozid-Waisen ihr Leben zu meistern und Ausbildungen in Schule, Universität und in Berufen zu durchlaufen.
Ein weiteres wichtiges Thema war die Vernichtung von landwirtschaftlichen Anbau-flächen durch Erosion. Dieser versucht man mit einem speziellen Wiederaufforstungs-programm Einhalt zu gebieten. Dieses Projekt wird schon seit Jahren von der Universität Koblenz in Zusammenarbeit mit der Universität Butare betrieben. Im Rahmen dieses "agro-foresting-program" wird eine Terrassierung der meist stark abschüssigen Äcker durch Anpflanzung von Bäumen und Büschen herbeigeführt und so der Abtrag des fruchtbaren Bodens verhindert.
Natürlich besuchten wir die drei Sekundarschulen der Diözese in Butare, Gikonko und Rusatira, wo wir ca. 1.200 SchülerInnen mit Heften und Dauerschreibern beschenken konnten. Wir hatten bei unseren Besuchen auch die Gelegenheit, die 200 SchülerInnen zu treffen, die im Rahmen unseres PAFO-Programmes unterstützt werden.
Besonders freute uns auch die Begegnung mit einigen ehemaligen PAFO-Schülern, die Dank dieses Programmes in der Lage waren, zu studieren und die heute in vielen Berufen ihrem Land zur Verfügung stehen.
Zu unserem "Pflichtprogramm" gehörte auch die Besichtigung der Baustelle der Handwerkerschule in Mubumbano, die zur Zeit mit finanzieller Unterstützung unseres Kirchenkreises errichtet wird und die im kommenden Jahr mit dem Unterrichtsbetrieb starten soll.
Auch der Kauf von über 60 Ziegen für bedürftige Witwen auf einen Viehmarkt stand auf dem Programm - ein unbeschreibliches Erlebnis für alle Beteiligten.
All diese Projekte werden durch Spenden vieler großzügiger Menschen ermöglicht. Bei diesen will ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken.
Eine Konfrontation mit der jüngeren Geschichte Ruandas erlebten wir beim Besuch der Genozid-Gedenkstätte in Murambi. Eindrucksvoll wurde uns dort von einem jungen Führer von den Geschehnissen während des Genozids im Jahr 1994 berichtet.
Mitreißend waren die drei- bis vierstündigen Gottesdienste, die wir besuchten.Die deutschen Gottesdienstbesucher verstanden zwar kein Wort von dem in Kinyarwanda gehaltenen Gottesdienst; entschädigt wurden wir alle durch die gekonnt von den verschiedenen Chören vorgetragenen Gospels und den folkloristisch anmutenden Tänzen.
Viel zu schnell ging unser Besuch in Ruanda zu Ende und schweren Herzens mussten wir uns von liebgewonnenen Menschen verabschieden.
Sollte mein Bericht bei Ihnen Interesse hervorgerufen haben, mehr über unsere Erlebnisse zu erfahren: setzen Sie sich bitte mit mir in Verbindung. Ich bin gerne bereit, interessierten Gruppen in Wort und Bild weitere Eindrücke von diesem schönen Land und seinen liebenswerten Menschen zu verschaffen.