Reiseimpressionen Ruanda 2014

 

Schon seit Längerem war der Wunsch an mich herangetragen worden, eine Reise nach Ruanda zu organisieren, und so entschloss ich mich, für einige ruandainteressierte Spon-soren eine solche Reise zu planen und durchzuführen. Schnell hatten sich 10 Personen bei mir angemeldet, die mitreisen wollten, und ich musste weitere Interessierte zurück-weisen.

 

Nach eingehenden Vorbereitungen der ReiseteilnehmerInnen starteten wir dann am 11. Juli um 6:00 Uhr, um von Frankfurt über Istanbul nach Kigali zu fliegen. Nach einem ruhigen und unspektakulären Reiseverlauf landeten wir dann dort am darauf folgenden Tag nach Mitternacht. Wir wurden überraschenderweise von Bischof Nathan Gasatura erwartet, der es sich nicht hatte nehmen lassen, uns persönlich zu begrüßen. Die ruan-dischen Freunde, allen voran Pastor David Nahayo, brachten uns sodann mit einem Bus nach Butare, wo wir erschöpft in unsere Betten sanken.

 

Meine Ehefrau Karin und ich hatten unsere Reise als Studienreise geplant, wollten unsere Bekanntschaften in Butare vertiefen und unseren ReisebegleiterInnen Land und vor allem auch die Menschen nahebringen. Doch der Bischof und sein Team hatten weitere eigene Pläne mit und für uns.

 

So wurde dann die lange geplante Handwerkerschule offiziell eröffnet, ebenso der Kindergarten in Butare. Die Schule ist mit Mitteln unseres Kirchenkreises Saar-Ost, der Vereinten Evangelischen Mission in Wuppertal und der Saarländischen Landesregierung finanziert worden. Ein Kindergarten, der ebenfalls feierlich eröffnet wurde war durch private Spenden ermöglicht - allein die SchulerInnen des Gymnasiums am Steinwald in Neunkirchen trugen durch einen Benefizlauf einen Betrag in Höhe von 7.000 € bei. Für Karin und mich gingen langjährig gehegte Wünsche in Erfüllung.

 

Erfreulich war, dass auch der Direktor der Afrikaabteilung der VEM, Rev. John Wesley Kabango, an den Eröffnungsfeierlichkeiten teilnahm. Für uns überraschend waren auch Pfarrer Hans Jürgen Gärtner, GMÖ-Pfarrer unserer Region, und seine Kollegin Angelika an diesem Tag in Butare und konnten an diesem denkwürdigen Ereignis teilhaben.

 

Klar war auch, dass wir die drei Sekundarschulen in Butare, Rusatira und Gikonko be-suchten und dort auf die PAFO-SchülerInnen treffen konnten. Wie bei jedem Besuch hatten wir Hefte und Stifte für alle SchülerInnen im Gepäck, ebenso Fuß- und Hand-bälle.

 

Zu unserem Programm gehört zwischenzeitlich auch der Besuch einer Krankenstation auf dem Weg nach Gikonko, wo Frau Dr. Düll, eine deutsche Ärztin, seit vielen Jahren in aufopfernder Weise die Kranken und Verletzten dieser ländlichen Region ärztlich ver-sorgt. Sie konnte uns aus erster Hand über das ruandische Gesundheitssystem infor-mieren.

 

Daneben hatten wir auch einen Besuch auf einem Viehmarkt geplant, um Ziegen für be-dürftige Witwen und Witwer zu erwerben. Wie bei den vorherigen Besuchen beein-druckten wiederum das Menschengedränge auf dem umzäunten Gelände und die vorherr-schende Geschäftigkeit. Dies muss man erlebt haben, will man die Eigenheiten dieses Landes und seiner Bewohner kennen lernen.

 

Ausflüge gehörten ebenfalls zu unserem Programm dazu. So fuhren wir - vorbei an Kigeme, einem Dorf, in dessen Nachbarschaft auf einem Hügel ein Lager für ca. 25.000 Flüchtlinge aus dem Ostkongo errichtet wurde - in Richtung Nyungwewald. Dieser ist ein noch erhaltener Urwald mit einer beeindruckenden Artenvielfalt in Fauna und Flora. Inmitten des Urwaldes hatten wir ein zünftiges Picknick, bevor die Reiseteilnehmer Innen an einer geführten 2-stündigen Exkursion in das Dickicht teilnehmen konnten.

 

Weiter ging es dann an den Kivusee, wo wir direkt in Ufernähe im Gästehaus der Diözese Cyangugu nächtigten. Dort hatten wir von einer Terrasse einen beeindruckenden Blick über den See und konnten am Abend die Fischer in ihren auslaufenden Booten beob-achten. Sie blieben die ganze Nacht über auf Fischfang und kehrten erst am Morgen, als wir bereits unser Frühstück einnahmen, wieder zurück.

 

Auf dem Rückweg nach Butare besuchten wir dann das "Genozid-Memorial" in Murambi. Hier konnten wir uns über die schrecklichen Ereignisse während des 20 Jahre zurück-liegenden Genozids informieren lassen.

 

Ein weiterer- diesmal dreitägiger Ausflug - führte uns über Kigali, wo wir eine Stadt-rundfahrt unternahmen, in den Akagera-Nationalpark im Osten Ruandas.

 

Hier machten wir eine eintägige Safari durch diese imposante Savannenlandschaft am zweitgrößten ruandischen See im Grenzgebiet zu Tansania, dem Lake Ihema. Wir konn-ten viele exotische Tiere, die wir bisher nur aus dem Zoo oder dem Fernsehen kannten, in freier Wildbahn beobachten. Wir waren alle überwältigt von den gewaltigen Nil-pferden, den gefährlich dreinschauenden Krokodilen, den majestätisch schreitenden Giraffen, den Antilopen, Zebras, Warzenschweinen, imposanten Wasservögel und einer Vielfalt von Vögeln.

 

Unser Quartier hatten wir in dem Gästehaus der Diözese Gahini - auch hier wieder mit schönem Blick auf den malerischen Lake Muhazi.

 

Am Morgen unserer Rückreise begrüßte uns Bischof Alexis Bilindabagabo, der uns eine Einführung über die Einrichtungen der Diözese gab.

 

Weitere Besichtigungen, die uns Land, Geschichte und Kultur näherbrachten, verschaff-ten uns ebenfalls viele unvergessliche Eindrücke: das Völkerkundemuseum in Butare - mit einer Aufführung sehenswerter traditoneller Tänze - die Königsstadt Nyanza mit ihren Königspalästen, Märkte und vieles andere mehr.

 

Interessant war auch ein Besuch der cooperative Maraba in Kigeme, die erlesenen Kaffee bis zur Röstung herstellt und in alle Welt exportiert. Die Röstung wird dann von den Aufkäufern übernommen. Leider konnten wir die Produktionsstätte nicht besich-tigen und mussten uns mit einem Vortrag zufriedengeben, da zeitgleich eine Kommission der Fair-Trade-Initiative vor Ort war.

 

Auch die Gottesdienste konnten unsere Gruppe begeistern. Nachdem wir tagelang unter Leitung unseres früheren Chorleiters Erich Nikolaus einige mehrstimmige Lieder ein-studiert hatten, waren wir in der Lage, diese Gottesdienste durch unseren Gesang zu bereichern - alle ReiseteilnehmerInnen reihten sich ausnahmslos in unseren Chor ein.

 

Höhepunkte unserer Reise waren auch diesmal die Begegnungen mit den Freunden aus Butare. Eine Vielzahl von Einladungen konnten wahrgenommen werden - auch die An-kündigung, dass wir doch eine "Reisegruppe von 11 Personen sind" konnte die Einladenden nicht schrecken. Hier konnten wir hautnah die Gastfreundschaft der Ruander erleben und erhielten Einblicke in das Leben in ruandischen Familien.

 

Ein Besuch bei der Schwester von Rev. John Wesley Kabango auf dem Lande zeigte die Weiterentwicklung der ruandischen Landwirtschaft auf. Bei Alphonsine, der Schwester, handelt es sich um eine Frau voller Power, die ihre traditionelle Landwirtschaft weiter-entwickelt hat; ihr Hof ist zu einem regelrechten Musterbetrieb geworden. Neben dem Ackerbau, der den Lebensunterhalt der Familie sichert, züchtet sie Kaninchen, Schwei-ne und auch Rinder. Zur Verwertung des anfallenden Dunges hat sie eine Bioga-sanlage erbaut und bereitet mit dem entstehenden Gas ihre Mahlzeiten zu. Ihr erwor-benes Wissen teilt sie mit den Nachbarn und sorgt so dafür, dass auch diese die Fertig-keit erwerben, ihre Anbaumethoden zu optimieren. Ihr Engagement führte schließlich dazu, dass der ruandische Staatspräsident, Paul Kagame, sie bei einer Besichtigung ihres Betriebes für ihre Verdienste auszeichnete.

 

Schon bei unserer Ankunft in Ruanda hatten meine Frau und ich festgestellt, dass sich in dem Jahr seit unserem letzten Besuch im Jahr 2013 vieles verändert hat. Bei unseren Fahrten und in Gesprächen verfestigte sich dieser Eindruck. Wir bemerkten, dass zwischenzeitlich Wasserleitungen bis in kleinere Ortschaften gelangt sind, und die Menschen sich an zentralen Wasserstellen mit Wasser versorgen können; ebenso schrei-tet die Elektrifizierung in den ländlichen Gebieten fort. Auch die Versorgungslage auf dem Land hat sich offenbar gebessert. Der Rinderbestand hat sich deutlich vergrößert und Geschäfte, die Milchprodukte vertreiben, sind vielerorts zu sehen. Kinder und Jugendliche - gerade in ländlichen Gebieten - machen einen gesünderen und besser ernährten Eindruck.

 

Auch die Weiterentwicklung des Straßennetzes schreitet fort. In den Städten wurden Nebenstraßen mit Kopfsteinpflaster versehen oder gar asphaltiert. Der Ausbau der Straßen ist angesichts der zunehmenden Verkehrsdichte auch dringend geboten.

 

Mein Resümee: Wir verlebten wieder einmal eine wunderschöne Zeit in Ruanda - mit einer Gruppe von 9 weiteren TeilnehmerInnen, die sich zuvor teilweise nicht kannten, die aber wunderbar harmonierten.

 

Dank vieler großzügiger Spenden konnten wir viele Menschen, mit denen wir zusammen-trafen, beschenken und dazu beitragen, dass sich ihre Lebensverhältnisse etwas besserten.

 

Wir kauften 60 Ziegen für Bedürftige und beschenkten ca. 1.200 SchülerInnen der drei Sekundarschulen der Diözese mit Schulheften, Tintenstiften und Fuß- und Handbällen. Zur Aufforstung des Geländes der Handwerkerschule und des Kindergartens trugen wir mit einer Spende von 300 € bei; daneben versorgten wir die Krankenstation von Frau Dr. Düll mit erforderlichen Medikamenten.

 

Es ist mir ein Anliegen, mich bei allen Spenderinnen und Spendern, die diese Projekte mit ihrer Großzügigkeit ermöglicht haben, zu danken.

 

Eine neue Herausforderung nahmen wir allerdings mit nach Hause: die Handwerker-schule wird im ersten Jahr nicht in der Lage sein, sich finanziell selbst zu tragen. Eine Unterstützung in Höhe von ca. 20.000 € wird erforderlich sein, um die Lehrer zu be-zahlen und Material für die Ausbildung der SchülerInnen anzuschaffen. Auch wenn sich schon jetzt eine Menge junger Leute für eine Ausbildung angemeldet haben: es handelt sich bei Ihnen mehrheitlich um solche, die nicht in der Lage sind, ein Schulgeld zu zahlen. Einnahmen aus dem Verkauf des von den Auszubildenden gefertigten Gegen-ständen sind ebenfalls im ersten Ausbildungsjahr nicht zu erwarten.

 

Wir bedanken uns bei Bischof Nathan Gasatura und seiner „Stuff“ - hier stellvertretend bei Pastor Lambert Kalisa - ganz herzlich für die gastfreundliche Aufnahme und Gast-freundschaft und bei Pastor David Nahayo für seine hervorragende Betreuung als unser Begleiter.